Intuitiv Essen – als Ernährungsform wird dieses Konzept immer bekannter. Doch es gibt einige Missverständnisse rund um diese Ernährungsphilosophie. Sie schleichen sich oft unbemerkt ein und führen zu einem unschönen Resultat: Du erlebst nur wenig mehr Freiheit mit dem Essen als mit einer Diät. In diesem Artikel kläre ich diese Missverständnissen auf und zeige dir, wie du wirkliche Freiheit im Umgang mit dem Essen erlebst.
Schon vor einigen Jahren schrieb ich von den erstaunlichen Veränderungen, die intuitive Ernährung in mein gestörtes Essverhalten brachte. Doch es hat noch einige Zeit länger gedauert, bis ich komplette Freiheit mit dem Essen erleben konnte. Und das lag hauptsächlich an diesen grundlegenden Missverständnissen:
1. Intuitiv Essen ist die neue Diät
Auf meinem Weg zur Freiheit im Umgang mit dem Essen bin ich mehrere Mal in die Diätfalle getappt. Ich versuchte mich intuitiv zu ernähren, um damit abzunehmen. Und erstmal klingt es gar nicht schlecht: Ich esse nur, wenn ich Hunger habe und höre sofort auf, wenn ich satt bin. Und tadaa! Mein schlankes Wohlfühl-Ich wird sich auf wundersame Weise offenbaren.
Denn wenn ich erstmal genau auf meine Körpersignale achte, dann will ich gar keine Schokolade mehr essen. Oder hab nach einem halben Stück genug davon. Wichtig ist nur, dass ich bei Mahlzeiten rechtzeitig den Absprung schaffe und wirklich nur esse, wenn ich Hunger habe.
Das Problem an diesem Verständnis
Leider führt diese enge Sicht auf intuitive Ernährung zu zwei Problemen, die nicht im Sinne des Erfinders sind:
- Sobald du bei einer Mahlzeit mehr gegessen hast, als dein Körper brauchte, steckst du im „Ich fang morgen wieder an“-Modus des Diätdenkens. Das führt dazu, dass du den Rest des Tages oder Wochenendes mit „Alles-egal-jetzt-nochmal-richtig“-Gelagen verbringst.
- Durch die Erwartung, dass du als perfekter intuitiver Esser nur noch halbe Stückchen Schokolade essen wirst, kann Schokolade ihren Reiz nicht verlieren. Und wird so auch nie wirklich normal. Es erfordert weiter Willenskraft, damit aufzuhören – oder gar nicht erst anzufangen, wenn du keinen Hunger hast.
So findest du wirklich Freiheit durch intuitives Essen
So schwer es auch ist (und glaub mir, ich habe mich lange dagegen gewehrt!): Verschiebe das Thema Abnehmen erstmal nach ganz hinten. Halte dir vor Augen, dass du (und jeder andere Mensch auf der Welt) mehr bist, als dein Äußeres.
Erwarte auch nicht, dass du irgendwann keine Schokolade mehr essen willst, sondern entspanne dich in dem Wissen: Als intuitiver Esser ist Schokolade nie wieder verboten. Doch anders als bisher wirst du sie genießen können, ohne dich daran zu überfuttern. Und sogar liegen lassen, wenn dir nicht danach ist. Doch um dahin zu kommen, muss Schokolade uneingeschränkt erlaubt sein.
Was sich jetzt nach einem unverantwortlichen Rat anhört, sorgt langfristig für eine gesündere Ernährung und weniger Zuckerüberfluss: Denn wenn die Verbotsschilder verschwinden, gibt es auch keine Zuckergelage mehr. Dafür steh ich mit meinem Namen. 😉
2. Intuitiv Essen mit Achtsamkeit
Ein wesentlicher Aspekt der intuitiven Ernährung ist, bewusster zu essen und Mahlzeiten zu genießen. Gepaart mit der Freiheit, uneingeschränkt das zu essen, worauf du Hunger hast, steigt so der Genuss ganz entscheidend. Auf diese Weise setzt auch die psychische Sättigung schneller ein – was langfristig automatisch zu kleineren Portionen nach Bedarf führt.
Doch in den meisten Fällen führt das Thema Achtsamkeit dazu, dass langsames Genießen zur ungeschriebenen Regel des intuitiven Essens wird. Es entsteht die Erwartung, dass eine „richtige“ intuitive Mahlzeit im Schneckentempo ablaufen muss. Oder dass du nie wieder vor dem Fernseher essen darfst. Und dass Essen zelebriert werden muss.
Das Problem an diesem Verständnis
Diese Sicht auf intuitive Ernährung führt zu einem ganzen Stapel von Schwierigkeiten im Alltag:
- Für die allermeisten Menschen ist es im Alltag schlichtweg nicht realistisch, jede Mahlzeit langsam zu zelebrieren. Mit der Erwartung, dass es jedoch nur so „richtig“ sein kann, ist eine Bruchlandung vorprogrammiert. Intuitiv Essen gilt als Luxusgut oder unerreichbar und scheint dann nicht zu „funktionieren“.
- Mit dieser Sicht entsteht keine wirklich Freiheit im Umgang mit Essen – denn der Fokus bleibt weiter auf jedem Bissen. Statt dich um Diätregeln und verbotene Lebensmittel zu sorgen bist du jetzt damit beschäftigt, möglichst optimale Bedingungen fürs Essen zu schaffen. Und nicht zu schnell zu essen. Dir Ablenkungen beim Essen wie Lesen, Musik, Podcasts, Fernseher, Pinterest etc. abzugewöhnen. Und beim perfekten Sättigungslevel aufzuhören. Das ist das gleiche wie bei einer Diät, nur in grün.
- Eine Strömung der „Achtsamkeit beim Essen“-Bewegung mit ihrem Fokus auf Langsamkeit und vielem Kauen entspringt dem Diätdenken: Wenn man so isst, isst man weniger und nimmt ab. Doch wie du inzwischen weißt: Das Diätdenken sorgt für Bruchlandungen, weil du nach jeder nicht-langsamen Mahlzeit versucht bist, für den Rest des Tages alle Regeln über Bord zu werfen und einfach nur zu essen. Was nicht selten dazu führt, dass du mehr isst, als du eigentlich brauchst.
So findest du wirkliche Freiheit im intuitiven Essen
Ein Blick auf natürliche intuitive Esser offenbart einen Schlüssel: Je größer der Hunger ist, umso schneller essen sie. Mit zunehmender Sättigung werden sie langsamer. Intuitiv essen heißt also keinesfalls, für den Rest deines Lebens ablenkungsfrei stundenlang vor dich hin zu mümmeln.
Zu Beginn ist es natürlich hilfreich, wenigstens eine Mahlzeit am Tag bewusster einzunehmen, um Hunger- und Sättigungssignale besser zu erkennen. Und ganz klar steigert es unsere Lebensqualität, wenn wir entspannt, genussvoll und in Ruhe essen.
Doch wirkliche Freiheit habe ich erst gewonnen, wenn Essen kein Thema mehr ist. Sprich: Ich esse, wenn ich Hunger habe und zwar das, wohin mich mein Appetit führt. Aber Essen ist so unwichtig geworden, dass es auch nebenbei passiert und keinerlei mentale Bandbreite erfordert.
Mit etwas Übung und Körpergefühl lässt sich angenehme Sättigung auch vor dem Fernseher, beim Lesen oder während einer Unterhaltung wahrnehmen. Und zwar ganz automatisch. Ohne extra Achtsamkeit. Ohne bewusstes Kauen. Und ohne Willenskraft oder Anstrengung. Kein Thema eben.
3. Intuitiv Essen und der Fokus auf Gefühle
Ähnlich wie mit der Achtsamkeit spielt auch der Einfluss von Gefühlen auf das Essen eine große Rolle. Auch meine Mentorin Evelyn Tribole legt in ihren Büchern großes Augenmerk darauf: Lerne, deine Gefühle zu erforschen und auszuhalten, damit du weniger aus emotionalen Gründen isst.
Einige Psychologen und Autoren gehen soweit zu sagen: Wann immer du ohne Hunger isst, sind deine Gefühle die Ursache. Um also wirklich nur dann zu essen, wenn du Hunger hast, musst du deine Gefühle analysieren. Das wiederum führt zum unausweichlichen Graben in der Vergangenheit. Arbeit mit dem inneren Kind. Und nicht selten Traumabewältigung.
Das Problem an dieser Sichtweise
Ich habe die letzten fünf Jahre damit verbracht, all diesen Ursachen auf den Grund zu gehen, die den Drang, ohne körperlichen Hunger zu essen auslösen könnten. Der Haken an der Sache? Es gibt zwei:
- Du wirst nie fertig. Und weißt natürlich auch nicht, wann du genug bearbeitet hast, um einen Effekt im Essverhalten zu spüren: Wie fühle ich mich? Wo kommt das Gefühl her? Warum habe ich gerade gegessen, obwohl ich keinen Hunger hatte? Welche Probleme muss ich erst noch verarbeiten oder aus der Welt schaffen, damit das beim nächsten Mal nicht passiert?
- Du bist weiterhin ständig mit dem Essen beschäftigt – was mit Freiheit nichts zu tun hat. Statt Ernährungsregeln zu folgen, analysierst und bearbeitest und behandelst du nun ständig dein Gefühle und Befindlichkeiten. Damit bleibt immer noch keine mentale Bandbreite für deine Träume und Ziele oder neue Hobbys.
So findest du wirkliche Freiheit im Umgang mit deinen Gefühlen
Auch wenn es hilfreich ist, mit schwierigen Themen der eigenen Vergangenheit Frieden zu schließen – es lohnt sich wahrscheinlich nicht, deine Gefühle zum Lebensmittelpunkt zu küren.
Indem du erkennst, dass deine Gefühle nur eine unmittelbare Folge deines Denkens sind und einen neuen Umgang damit findest, steht dir ein völlig neuer Weg frei:
Du musst dem Essensdrang nicht mehr nachgeben. Du brauchst nicht alle Gefühle zu analysieren. Und es ist nicht mehr nötig, jeden Bissen zu hinterfragen. Alles, was du dazu wissen musst, findest du in meinem Seminar Emotionales Essen beenden.
Intuitiv essen – mit wirklicher Freiheit
Ziel der Befreiung vom Diätwahn ist nicht, dass du den Brokkoli gegen Donuts eintauschst. Oder mit innerlich gezogenem Mittelfinger Sprühsahne schlürfst, um gegen eine schönheitsbesessene Gesellschaft zu rebellieren.
Worum es wirklich geht – jedenfalls aus meiner Sicht – ist einfach:
- Du arbeitest endlich mit deinem Körper zusammen – statt weiter gegen ihn zu kämpfen.
- Wann, was und wieviel du essen musst, zeigt dir dein Körper – dadurch wird Platz im Kopf für die Themen, die dir wirklich wichtig sind.
- Du brauchst nicht mehr den Ernährungstrends nachzujagen und viele Stunden in die Suche nach Rezepten und speziellen Zutaten oder die Vorbereitung und Durchführung von erlaubten Mahlzeiten investieren.
- Essen ist so entspannt, dass es sich automatisch an dein Leben anpasst (nicht umgekehrt!) – mal genussvoll intensiv, mal pragmatisch „weil es sein muss“, mal liebevoll in Gesellschaft auch ohne Hunger, und mal mit klaren Grenzen für das Gegenüber.
- Intuitiv zu essen stärkt dein Selbstvertrauen, deine Grenzen, deine Selbstbestimmung – statt nach der Pfeife immer anderer Gurus zu tanzen und dabei deinen engsten Verbündeten, deinen Körper, zu übergehen.
- Du hast endlich Platz im Leben für die Verwirklichung deiner Träume und Ziele, für die Entdeckung deiner Leidenschaft und zum Herauskitzeln verborgener Fähigkeiten.
Du ernährst dich intuitiv im Einklang mit deinem Körper.
Ohne Angst vor Schokolade. Ohne asketisches Dauerkauen. Und ohne ständiges Analysieren deiner Emotionen.
Weil Essen kein Thema mehr ist.
Intuitiv essen lernen
Hast du Lust auf diese Freiheit, aber weißt nicht, wie du schnellstmöglich dahinkommen sollst? Ich habe ein 7-Schritte-System entwickelt, das die Abkürzung zum intuitiven Essen darstellt.
Statt jahrelang unsicher durch die neue Freiheit zu stolpern (und dabei jedes Missverständnis mitzunehmen, wie ich das gemacht habe), zeige ich dir die sieben Kernschritte zur Freiheit im Umgang mit dem Essen.
Um zu sehen, ob mein System für dich passen könnte, habe ich eine Einsteiger-Videoserie entwickelt (Start 18. Januar 2021). Wenn du dann Lust auf mehr hast, bist du herzlich in meinem 16-Wochen Intensivkurs (Start 1. Februar 2021) willkommen.
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