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Frieden mit dem Essen schließen? Das scheint unmöglich. Denn ein Blick in Magazine, Health-Blogs und sozialen Medien genügt, um den Eindruck zu gewinnen, dass als größter Feind des Menschen der Säbelzahntiger vom Essen abgelöst wurde. Jeder hat eine andere Meinung, was als ungesund oder unbedingt zu vermeiden gilt. Und so ist kaum noch ein Lebensmittel übrig, vor dem nicht irgendwer warnt. In diesem Artikel zeige ich dir, wie du Ruhe in dieses Chaos bringst.

Prinzip#3 - Frieden mit dem Essen schließen - Beitragsbild 1

Die Medien springen gern auf diesen Karren auf, indem sämtliche Studien mit Lebensmittelbezug ohne Rücksicht auf Qualität oder Aussagekraft – oder Wahrheit… – in großen Schlagzeilen verarbeitet werden (hier findest du mehr zu dieser Problematik). Die Unsicherheit ist größer denn je, was man denn noch guten Gewissens essen kann. Für Menschen mit Diätengeschichte ist Unsicherheit jedoch noch das geringste Problem an dieser Situation.

Dieser Artikel ist Teil der Serie über die 10 Grundprinzipien der Intuitiven Ernährung. Hier findest du eine Übersicht über alle Prinzipien:
1- Ablegen der Diätmentalität
2- Hunger ernst nehmen
3- Friedensschluss mit dem Essen
4- Kampf gegen die Essenspolizei
5- Sättigung respektieren
6- Entdecke den Genussfaktor
7- Gefühle ohne Essen bewältigen
8- Respekt für den eigenen Körper
9- Bewegung ohne Kampf
10- Intuitive gesunde Ernährung

Prinzip#3 - Frieden mit dem Essen schließen - Beitragsbild 2

Monate- oder jahrelanges Ernähren nach Verbotslisten und grünen Tabellen hat den Genuss von Lebensmitteln zusätzlich mit einer moralischen Komponente versehen. Wenn ich die nicht erlaubten Lebensmittel erfolgreich vermieden oder abgelehnt habe, dann war es ein guter Tag, dann war ich gut. Wenn ich jedoch dem Locken der verbotenen Frucht gefolgt bin, dann ist der Tag im Eimer. Im günstigsten Fall fühlt man sich nur als Versager und zieht sein Programm weiter durch.

Frieden mit dem Essen schließen

In den meisten Fällen führt dieses „Fehlverhalten“ jedoch früher oder später in den klassischen Teufelskreis einer Diät. Der einzige Weg heraus ist, Frieden mit dem Essen schließen. Denn solange wir uns Lebensmittel verbieten, solange üben sie eine besondere Anziehungskraft auf uns aus.

Denn das Interesse am ausdrücklich Verbotenen ist tief in uns Menschen verankert: Was meinst du passiert, wenn dir jemand sagt, dass du ab sofort keine Äpfel mehr essen darfst? Wahrscheinlich fallen plötzlich überall Äpfel auf. Du hast monatelang keinen Apfel angerührt und auf einmal sind sie unwiderstehlich. Alles nur, weil es verboten (oder Mangelware) wurde.

Darum ist Frieden mit dem Essen so wichtig – Die „Haribo vs. Ananas“ Studie

Eine sehr spannende Studie aus den Niederlanden hat 2007 dieses Verhalten mit einer Gruppe von 70 Erst- und Zweitklässlern untersucht. Die Kinder wurden in drei Gruppen aufgeteilt: Eine Gruppe durfte während der Untersuchung (jeweils einzeln) sowohl von zwei Schalen mit Obst (Banane und Ananas) als auch von zwei Schalen mit Süßigkeiten (M&M’s und Haribos) alles probieren und soviel davon essen, wie sie wollten. Eine zweite Gruppe durfte für die erste Phase der Untersuchung nicht von den Süßigkeiten probieren, die dritte Gruppe musste die Finger von den Obstschalen fernhalten.

Während der zweiten Phase durften sich alle Kinder nach Herzenslust an allen vier Schalen bedienen, ohne Einschränkungen. Die Wissenschaftler konnten durch Abwiegen feststellen, welche Mengen aus welcher Schale jedes Kind gegessen hatte, als es allein damit war.

Das Augen öffnende Ergebnis zeigte, dass die Kinder der Süßigkeiten-Verbotsgruppe fast doppelt so viel aus den Schalen mit Haribo und Co. aßen, wie die Schüler ohne Beschränkungen. Gleiches traf interessanterweise auf die Gruppe mit dem Obstverbot zu: Etwa die doppelte Menge an Obst wurde verputzt im Vergleich zu den Kindern, die in der ersten Phase keinerlei Einschränkungen erfahren hatten.

Gewohnheit erzeugt Gewöhnlichkeit – und Frieden mit dem Essen

Das „neue Auto“, dessen weiche Sitze dich in den ersten Wochen voller Begeisterung Extrarunden drehen ließen, wird irgendwann zum „Auto“, indem du genauso wie im alten deinen Kaffee trinkst. Die ersten Tage mit dem neuen Telefon sind gefüllt mit Freude über die neuen Funktionen. Doch schon nach relativ kurzer Zeit bist du nicht mehr jeden Abend erstaunt darüber, dass du heute wieder keine Speicherplatzwarnung hattest.

Wenn Du schon einmal die Reste deines Lieblingsessen zum fünften Mal in Folge auf dem Teller hattest weißt du, dass es mit Lebensmitteln nicht anders ist. Während es am ersten Abend Deine Geschmacksnerven noch zum Glühen brachte, bleibt nach einige Tagen der Kick aus. Du magst es immer noch, doch etwas Abwechslung wäre so langsam auch nicht schlecht.

Gewohnheit tritt bei Verbotenem nie ein

Durch ständige Regeln und Verbote kommt bei bestimmten Lebensmitteln jedoch nie diese Gewohnheit zustande. Denn Schokolade ist entweder verboten oder wird als „Ausnahme“ mit schlechtem Gewissen in Unmengen verschlungen. Damit bleiben Eis, Gummibärchen, Chips und Co. immer wieder kurz vor dem nächsten Verbot und Mangelware. Sie werden nie „normal“ und lösen damit immer wieder Heißhunger oder Emotionales Essen aus.

Wie kommt man nun ganz konkret an den Punkt, dass ALLE Lebensmittel ohne Ausnahme und unter allen Umständen immer erlaubt sind?

Frieden mit dem Essen

Frieden mit dem Essen schließen – Schritt #1

Erkläre sämtliche Regeln für null und nichtig

Halte dir vor Augen, welches Privileg es ist, in einem geschichtlich nie dagewesenen Überfluss zu leben. Eine künstliche Hungersnot im Schlaraffenland zu erschaffen, führt zu Besessenheit mit dem Essen und Vergötterung des eigenen Ernährungsstils. Wie du am eigenen Leib erfahren hast, bringen sie dich nicht zu einem entspannten Umgang mit dem Überfluss um dich herum.

Statt also auf äußere Regeln zu vertrauen, gibst du deinem Körper das Ruder in die Hand und folgst seinen Signalen. Keine Sorge – kein Körper hat Interesse an Einseitigkeit und dauerhaften Schokoladenmahlzeiten. Doch das wirst du nur erleben, wenn du die Regeln verbannst.

Frieden mit dem Essen – Schritt #2

Erlaube dir zu essen – und iss!

Ganz egal, worum es geht –  du hast grundsätzlich das Recht zu essen, was immer du möchtest. Niemand außer deinem eigenen Körper gibt die Rahmenbedingungen vor. Deshalb iss, wenn du Hunger hast. Auch wenn es noch gar nicht so lange her ist, dass du gegessen hast. Jede Zelle deines Körpers muss wahrnehmen, dass keine Hungersnot absehbar ist und du von nun an dem Ruf nach Nahrung (auch bekannt als „Hunger„) nachkommen wirst.

Frieden mit dem Essen durch Gewöhnung – Schritt #3

Starte den Gewohnheitseffekt

Nimm dir nach und nach jeweils eins deiner verbotenen Lebensmittel vor und iss es, wann immer du Hunger hast. Achte darauf, dass dies in einer ruhigen, bestenfalls ablenkungsfreien Umgebung geschieht, damit du möglichst viele der folgenden Beobachtungen machen kannst:

Verzögerungen beim Frieden mit dem Essen

Ein wichtiger Aspekt, der das Entstehen von Gewöhnlichkeit im Zusammenhang mit Essen verzögert ist Ablenkung. Wenn du abgelenkt bist, registriert dein Kopf weniger von dem, was da gerade in deinen Magen gewandert ist. Das heißt jedoch nicht, dass du nie wieder vor dem Fernseher essen darfst! (Das wäre nur die nächste Ernährungsregel und ist kein intuitives Essen aus meiner Sicht…) Achte lediglich in der Lernphase darauf, Ablenkungen so gut es geht zu reduzieren.

Du brauchst übrigens keine Angst zu haben, dass du dich durch sämtliche Lebensmittelregale arbeiten musst. Einige Durchläufe mit verschiedenen Lebensmitteln aus der „Schwachpunkt“ Kategorie werden dir vermitteln, dass es wirklich keine Regeln und Verbote mehr gibt. Lass dir damit jedoch Zeit.

Ziel des Ganzen ist übrigens nicht (wie ich lange angenommen habe), etwas so lange zu essen, bis man es nicht mehr sehen kann. Evelyn Tribole und Elyse Resch beschreiben dies als eine weitere Form des Vorenthaltens. Es geht nur darum, diesen Lebensmitteln ihren Besonderheitsstatus zu nehmen und sie in die Reihe aller ganz normalen Lebensmittel einzusortieren, von denen man isst, wenn einem danach ist, und sie liegen lässt, wenn man keinen Hunger darauf hat.

Tipps & Tricks für Frieden mit dem Essen

Vielleicht gibt es Lebensmittel, die du mit Misstrauen betrachtest, weil sie scheinbar eine gewisse Macht über dich haben. Du isst sie und erlaubst sie dir, doch immer noch mit einem gewissen Zögern oder einem Gefühl von Niederlage. Wenn du mit einem Lebensmittel in so einer Hassliebe-Beziehung stehst, dann lächle es an, bevor du zubeißt. Das klingt albern, doch es kommuniziert deinem Gehirn, dass du nichts zu fürchten und eine bewusste Entscheidung getroffen hast.

Lass dir ganz viel Zeit für diesen Prozess. Je weniger du dich hetzt, umso schneller und grundlegender sind die Veränderungen in deinem Leben. Wenn du dich unwohl fühlst, bestimmte Lebensmittel im Beisein anderer Menschen zu essen, dann suche nach Möglichkeiten, den Gewohnheitseffekt in Ruhe und alleine anzugehen. Sprich mit deinem Partner, deiner Familie oder Freunden, warum du in nächster Zeit vielleicht rohen Chocolate Chip Keksteig zum Frühstück genießen wirst.

Lass Dich jedoch von irritierten Blicken, kritischen Fragen und spöttischen Kommentaren nicht abhalten. Ich verspreche dir, dass du den Schokopudding nicht für den Rest deines Lebens drei Mal am Tag essen wirst. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass du dich in Zukunft ausschließlich von Chips ernähren wirst. Zu diesen Ängsten habe ich bereits hier einen Artikel geschrieben, wo du dir im Zweifelsfall Mut oder Argumente holen kannst.

Bedenke gleichzeitig, dass du niemandem Rechenschaft schuldig bist. Es geht keinen etwas an, was und wie du isst, egal wieviel Platz dein Körper in dieser Welt einnimmt. Wenn andere gern weiterhin mit manchen Lebensmitteln auf Kriegsfuß stehen möchten, dann ist das ihr gutes Recht. Wenn du genug von den Dauerkämpfen hast, dann zählt einzig und allein, dass du für dich Frieden mit dem Essen schließen kannst.

Die Freiheit am anderen Ende ist jede Mühe wert.

Tipps für die „Alles-erlauben-Phase“

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Ausblick

Möglicherweise erwarten dich in diesem Prozess einige Überraschungen. Teilnehmer meines Intensivkurses bemerkten plötzlich, dass der sonst so geliebte Schokoriegel eigentlich viel zu süß ist. Vielleicht fällt dir auf, dass ein Hamburger von McDonald’s langsam gegessen überhaupt nicht schmeckt – ein guter Burger in einer Bar jedoch der Knaller ist.

Vielleicht findest du weiße Schokolade zu süß. Oder du liebst sie weiterhin, bemerkst aber jetzt den Unterschied zwischen Billigware und Qualität. Erlaube es dir in Zukunft, wählerisch zu sein und wirklich nach deinen Vorlieben zu essen, wann immer möglich. Beobachte, wie dir Lebensmittel schmecken und wie sich dein Körper hinterher anfühlt.

So entwickelst du nicht nur Frieden mit dem Essen sondern auch einen internen Kompass, der dir auf Dauer deutlich sinnvollere Ernährungsregeln vorgeben wird – nämlich die, mit denen sich dein Körper (und nur deiner!) am wohlsten fühlt.

Hier geht’s zum nächsten Grundprinzip.

Frieden mit dem Essen

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